Yamaha Stereo Receiver R-300 reparieren

Neulich bekam ich einen Yamaha Receiver mit der Bitte um Reparatur. Das tolle bei diesen „alten“ Geräten ist, dass noch detaillierte Service Manuals erstellt wurden. Dieses beinhalten Schaltbilder, Stücklisten und Anleitungen für das Zerlegen oder Einstellen des Gerätes.
Das Service Manual habe ich auf folgender Homepage gefunden.
In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals den obligatorischen Warnhinweise loswerden:
Achtung Netzspannung. Die Arbeiten nur im spannungsfreien Zustand durchführen. Arbeiten sind durch autorisiertes Fachpersonal zu erfolgen. Es wird keine Haftung übernommen und eine Vollständig garantiert.

Yamaha R-300

Fehlerdiagnose

Da das Gerät schon als defekt deklariert wurde, habe ich es für die Fehlersuche gar nicht erst an das Stromnetz angeschlossen. In vielen Fällen kann man eine optische Veränderung an Bauteilen oder Platine wahrnehmen und so den zu untersuchenden Bereich einschränken. Dafür ist es zuvor notwendig Teile des Gehäuse zu entfernen.
Im ersten Schritt habe ich daher die Holzabdeckung abgenommen. Dafür sind vier Schrauben auf der linken und rechten Seite zu entfernen.
Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass die Schmelzsicherung F301 in der Nähe des Trafo fehlte. Somit hat bereits zuvor jemand das Gerät geöffnet, die Sicherung entfernt und womöglich eine Neue probiert. Da die Sicherung (siehe Bild 2 grüne Markierung) auslöste, dürfte irgendwo ein Kurzschluss versteckt sein.

Bild 2 – Fuse F301, Gleichrichter, Anbindung Trafo Sekundärseite

Mit einem Multimeter und der Funktion für Durchgangsprüfung habe ich im Bereich des Trafo nach einem Kurzschluss gesucht. Zwischen dem Punkt RE und RE (siehe Bild 2, lila Umrandung) war es unerwartet niederohmig.
Um den Trafo selbst zu vermessen habe ich die drei Anschlüsse RE, RE und BL der Sekundärseite ausgelötet . Hier habe ich lediglich den ohmschen Widerstand Sekundärwicklung überprüft. Der Wert war für mein Gefühl in Ordnung.

Bild 3 – Blockschaltbild – Trafo, Gleichrichtung

Im nächsten Schritt habe ich den Kondensator C339 parallel zu RE und RE ausgelötet und vermessen (siehe Bild 2, blaue Umrandung). Ein Kurzschluss war nicht feststellbar. Der Kapazitäts- und ESR-Wert waren auch in Ordnung.
Als nächstes war der Gleichrichter D311 (siehe Bild 2, gelbe Umrandung) an der Reihe. Um parasitäre Effekte zu vermeiden, habe ich diesen ausgelötet. Mit dem Diodenprüfer meines Multimeter konnte ich feststellen, dass zwei der vier Dioden in Vorwärtsrichtung nicht den typischen Spannungsabfall von ungefähr 0.7 Volt hatten. Dieser lag bei null Volt. Bei genauer Betrachtung war zu sehen, dass das Gehäuse gesprungen war (siehe Bild 4).

Bild 4 – Gleichrichter BR310 defekt

Nachdem der defekte Gleichrichter entfernt wurde, war auch der Kurzschluss weg. Um zu überprüfen ob der Receiver wieder funktioniert, habe ich kurzer Hand einen Gleichrichter auf einer kleinen Platine aufgebaut. Dieser erfüllte die Anforderungen des BR310 hinsichtlich Rückspannung, Vorwärtsstrom. Für einen kurzen Funktionscheck wollte ich keine Wissenschaft daraus machen und habe Bauteile aus meinem Fundus verwendet.

Bild 5 – Quick und Dirty Gleichrichter

Nachdem ich alle Bauteile ein- und Kabeln angelötet habe, setzte ich noch eine passende Sicherung ein und stecke den Netzstecker ein. Nach dem Einschalten blieb die Sicherung heil und das Gerät nahm seine gewohnte Funktion wieder auf. Hurra!
Die Fehlersuche ist somit beendet. Das passende Ersatzteil des Brückengleichrichter BR310 habe ich bei mouser.com entdeckt.

Zusammenfassung

Die Fehlerdiagnose kann ein sehr zeitraubender und langwieriger Prozess sein. Wichtig ist es, irgendwo anzufangen und sich Schritt für Schritt nach vorne zu arbeiten.
In vielen Fällen ist eine optische Veränderung der Leiterplatte oder von Bauteilen zu erkennen. Somit sollte der Fokus der Fehlersuche anfänglich auf diesen Bereich gelegt werden.
Aufgeplatzte oder verformte Elektrolytkondensatoren sind eine häufige Fehlerquelle. Diese können optisch sehr schnell erkannt werden. Mit einer Taschenlampe inspiziere ich jeden Kondensator visuelle hinsichtlich Auffälligkeiten.
Leider kann ein Elektrolytkondensator auch defekt, und dabei optisch nicht verändern sein. Über die Jahre verändert der Kondensator seine elektrischen Parameter. So kann sich der Kapazitäts oder ESR-Wert (engl. Equivalent series resistance, deut. Ersatzserienwiderstandes) verschlechtern. Um diese Werte zu messen, greife ich auf dieses billige Gadget aus Fernost um 2.5$ zurück (auf Aliexpress.com unter dem folgendem Stichwort zu finden: esr meter transistor tester). Wichtig ist es hierbei die Komponenten auszulöten, um nicht parallel geschaltene Bauteile mit zu messen.

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